better – The Fashion rEvolution

Ja Leute, ich bin (leider) weder auf einer einsamen Insel ohne Internetzugang gelandet, noch habe ich die Existenz dieses Blogs vergessen. Ich hab’ mir auch nicht die Finger gebrochen oder so was ähnliches und bin auch von keinem PI-Leser zum Schweigen “verdonnert” worden. Nein, der Grund für die Vernachlässigung meiner virtuellen Existenz war schlicht und einfach Arbeit. Die macht bekanntlich das Leben süß, mit anderen Worten: wer täglich zwölf Stunden und mehr an der Selbstständigkeit bastelt, kommt nicht mehr zum Bloggen.

Nachdem mich der StoiBär nun allerdings “geoutet” hat – vielen Dank dafür nochmal von dieser Stelle – bin ich ja fast schon gezwungen, dieses Blog wieder zu füllen und Euch ein wenig von meiner Arbeit zu erzählen. Ich wollt’s ja sowieso tun, halt nur ein wenig später. Nun gut.

Was wir machen – wir, das ist nicht der blogger’sche Pluralis Majestatis, sondern meine noch bescheidene Anzahl an Mitarbeitern und ich, die wir uns ganz unbescheiden “better – The Fashion rEvolution” nennen – ist schnell gesagt: Oberbekleidung und andere Textilien aus Biobaumwolle und fairem Handel für Unternehmen, Vereine, Organisationen usw… Kurz gesagt, für alle, die mit/auf unseren Produkten für sich werben wollen.

Wer mein Blog schon länger kennt, wird sich nun natürlich fragen: wie kommt ein Politologe dazu, nach Jahren des Studiums und mit einem akademischen Titel in der Tasche, plötzlich etwas ganz anderes zu machen und sich in die mörderische Textilbranche zu begeben? Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Eben deswegen! Die Textilbranche ist im wahrsten Sinne des Wortes mörderisch. Kinderarbeit, Ausbeutung, ungesicherte Maschinen, Verätzungen, Umweltverschmutzung, Vergiftungen, massiver Pestizid- und Insektizideinsatz, die verheerenden Auswirkungen der grünen Gentechnik, v.a. auf den indischen Baumwollmarkt… die Liste lässt sich ewig weiterführen. Und das sind keine Ausnahmen, sondern die Regel. Auch wenn große Textildiscounter wie H&M oder Zara mittlerweile Teile der eigenen Kollektion in bio führen und kräftig Greenwashing für’s eigene Image betreiben: gerade mal etwa 0,05% der globalen Textilproduktion arbeitet nach umwelt- und* sozialverträglichen Maßstäben.

Die Idee, hier etwas zu verändern, brodelte eigentlich schon eine ganze Weile unter meinem Haaransatz, bevor ich mich im Frühjahr letzten Jahres, unterstützt von meiner Freundin Linda, die maßgeblich an der Entwicklung der Idee beteiligt war, konkret an die Umsetzung meines Plans setzte, zertifizierte Produzenten oder Biobaumwollkooperativen ausfindig machte und Marktpotentiale erforschte. Anfangs noch mit dem Ziel, sofort als Marke und mit einer eigenen Kollektion aufzutreten. Wir wollten mit fetzigem Design und coolen Schnitten die Biomode endlich vom “Sack und Asche”-Image der müslibrotfressenden Birkenstocklatschenträger befreien und zeigen, dass “bio” und “fair” auch in der Textilbranche durchaus mithalten können, wenn man dem weltverbesserischen Idealismus eine gute Portion Geschmack und wirtschaftliches Denken zur Seite stellt.

Allein die Erstellung des Businessplans dauerte mehr als ein halbes Jahr, danach machten wir uns auf die Suche nach Investoren und Kreditgebern. Zu früh, wie sich herausstellen sollte, denn es war wie in diesem Tocotronic-Song: “Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit!” Das Lächeln der Banker war eher mitleidig denn wohlwollend, die Aussage immer dieselbe: “Dafür gibt es keinen Markt!”. Mittlerweile hat sich das geändert, der Klimabericht des IPCC sorgte, trotz manch idiotischer Weltuntergangspanik, für Dollarzeichen in den Augen der Schlipsträger sobald man ihnen eine ökologisch und sozial nachhaltige Idee vortrug. Schade für die Banker, sie hätten so manchen Euro mit uns verdienen können, doch wir hatten uns längst anderweitig orientiert.

Gezwungen, mit so gut wie keinem Kapital auskommen zu müssen, sahen wir unsere einzige Chance darin, nach Auftrag zu arbeiten. Und wer vergibt solche großen Aufträge? Richtig, Unternehmen! Bereits der erste Großauftrag kam von einem internationalen Wirtschaftsberater, weitere folgten fast im Wochentakt. Schnell merkten wir auch, wie gut sich Unternehmen dafür eignen, die Idee von biologischer Produktion und fairem Handel zu transportieren. Auch weil sie ein Eigeninteresse an der Vermarktung ihres Engagements haben, helfen sie kräftig mit, ihren Kunden die Existenz einer Wahlmöglichkeit näherzubringen, was vor allem auf dem deutschen Markt extrem wichtig sein wird, denn in Sachen fairer und biologischer Kleidung hinkt der sonst so bewusste deutsche Verbraucher hinterher und glaubt größtenteils noch immer, dass er solche Klamotten nur in Weltläden und Reformhäusern erwerben kann. Wir selbst bekommen diesen Rückstand sogar im B2B-Sektor zu spüren: zwar kriegen wir Anfragen von deutschen Unternehmen, Aufträge wurden uns bisher jedoch ausnahmslos aus dem europäischen Ausland erteilt.

Wie dem auch sei, der Umweg über das textile Merchandising hat uns jedenfalls in die Lage versetzt, endlich den Traum von der eigenen Kollektion und der eigenen Marke zu verwicklichen und den ursprünglichen Businessplan umzusetzen. Während ich mich weiterhin um das Merchandising kümmen werde, geht, unter Lindas Regie, in wenigen Wochen der Shop für Wiederverkäufer online, Ende Januar folgt dann der Shop für Endkunden. Ohne schon zu viel verraten zu wollen (dürfen), es wird hier einiges an Neuem geben: frische, unkonventionelle Designs, mutige Künstler und junge Designer… und natürlich alles “fair” und “bio”.

Und diesmal werde ich Euch ganz sicher vorher informieren. Versprochen!


*Das “und” ist hier fett geschrieben, denn üblicherweise wird meist der Wert 0,1% angegeben. Dieser bezieht sich jedoch nur auf den Anteil von Biobaumwolle auf dem Weltmarkt und berücksichtigt nicht, dass “bio” zwar die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter schon wesentlich verbessert aber eben nicht automatisch “fair” heisst. Zur, für den Laien mehr als verwirrenden, Zertifikatsschwemme, werde ich an anderer Stelle noch einmal Genaueres sagen, hier nur so viel: wer wirklich sicher gehen will, ob sein Bio-Shirt wirklich fair und bio ist, überprüft entweder, ob sich das ausgewiesene Zertifikat auf den “Global Organic Textile Standard” (GOTS) bezieht (Textile Labels, die zur Zeit die Einhaltung des GOTS garantieren: EKO-Sustainable Textile; Soil Association Organic Standard; Oregon Tilth Certified Organic; IMO Control), der neben den ökologischen Richtlinien einen umfangreichen Sozialkatalog beinhaltet, oder vergewissert sich, dass die Textilie sowohl ein Ökozertifikat, als auch entweder das “FairTrade certified cotton”-Siegel der FairTrade Labelling Organisation (FLO), in Deutschland besser bekannt als TransFair e.V., das “Fair for Life” Siegel der IMO Schweiz oder den DIN-Norm ähnlich aufgebauten SA8000 (SA bzw. SAI = Social Accountability) trägt.

Ein Kommentar zu “better – The Fashion rEvolution”

  1. StoiBär

    Jetzt hab ich dieses Blog gerade erst gefunden. Das alte hatte ich im Feedreader und dort hat sich nichts mehr getan. Ein Hinweis auf die neue Adresse wäre nicht schlecht gewesen.

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