Morgen, 17.12.2007 Aktionstag vor G-Star-Läden

Ich bin spät dran, doch besser spät als nie! Morgen, am 17.12.2007 will die Clean Clothes Campaign (CCC) bundesweit in Ladengeschäften des Markenherstellers G-Star die Verantwortlichen dazu bewegen, Schritte gegen den indischen G-Star-Lieferanten FFI zu unternehmen. FFI hatte im Juni 2007, nachdem die CCC massive Arbeitsrechtsverletzungen innerhalb des Betriebs nachweisen konnte und daraufhin eine Öffentlichkeitskampagne zur Unterstützung der Arbeiter startete, die CCC verklagt und will nun vor Gericht erwirken, dass sich die CCC nicht mehr öffentlich zu den Missständen bei FFI äußern darf.

Gegenüber indischen Gewerkschaften und lokalen Organisationen hatte FFI mit diesem Vorgehen bereits Erfolg. Die Mitglieder der CCC soll es nun sogar noch schlimmer erwischen, sie sollen per internationalem Haftbefehl gesucht und wegen Internetkriminalität, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Verbreitung falscher Informationen, an den indischen Staat ausgeliefert werden. Sollte das Urteil dem Ansinnen von FFI entsprechen, wäre ein Präzedenzfall geschaffen, der zukünftig nicht nur die Kontrolle solcher Unternehmen durch zivilgesellschaftliche Organisationen erschweren würde, sondern auch die Praxis der Monitoring und Audit-Dienstleistungen, welche die CCC oder auch die Fairwear Foundation für europäische Markenhersteller zur Verfügung stellt, bedroht.

Als Leiter eines jungen Unternehmens für ökofaire Kleidung, das nicht nur aus Kostengründen auf die Arbeit unabhängiger Dritter angewiesen ist – so haben wir z.B. unseren Verhaltenskodex für Lieferanten eng an das CCC-Modell angelehnt und dadurch, unabhängig von den FairTrade- und GOTS-Zertifikaten, ein Instrument an die Hand bekommen, selbst auf die Einhaltung der Arbeitsrichtlinien bei unseren Lieferanten einwirken zu können – kann ich nur bestätigen, wie wichtig NGOs wie die CCC für den notwendigen und überfälligen Wandel in den Strukturen der textilen Kette sind. Ohne das CCC-Modell vor Augen, hätte uns die Arbeit an einem ähnlich effektiven Kodex wahrscheinlich Monate gekostet.

Die CCC und andere NGOs sind nicht nur Aktivisten, die den Bösen in der Branche auf die Finger klopfen, sondern v.a. ein unschätzbarer Wissens-, Experten- und Dienstleistungspool für Hersteller, die es “richtig” machen wollen. G-Star gehört hier leider noch nicht dazu, denn das Unternehmen weigert sich, Einfluss auf seinen Lieferanten zu nehmen, das falle nicht in den eigenen Verantwortungsbereich. Zeit also, dass der Verbraucher G-Star zeigt, dass er die Verantwortung nicht so einfach auf sich abwälzen lässt, vielleicht entwickelt G-Star ja dann ein Interesse an Mitsprache beim Lieferanten.

Am morgigen Aktionstag soll erreicht werden, dass G-Star auf FFI einwirkt, die Klage gegen die CCC fallen zu lassen. Dazu sollen Teilnehmer und Kunden in den G-Star Filialen folgende Forderungen stellen:

  • Weitere Aufträge an FFI/JKPL sollen nur platziert werden, wenn FFI a) alle Klagen gegen lokale und internationale Organisationen sowie Einzelpersonen, die im Zusammenhang mit diesem Fall stehen, fallen lässt sowie b) in Dialog tritt mit den VertreterInnen der ArbeitnehmerInnen (darunter GATWU, Cividep, Munnade and NTUI), mit dem Ziel, die Arbeitsrechtsverletzungen in der Fabrik abzustellen;
  • G-Star soll eine „Exit-Strategie“ entwickeln, um die ArbeiterInnen von FFI/JKPL vor einem Arbeitsplatzverlust zu schützen. G-Star soll ggf. offene Aufträge in anderen Fabriken, die in der Nähe der FFI-Fabrik liegen, platzieren und dafür sorgen, dass diese Fabriken den FFI/JKPL-ArbeiterInnen Arbeitsplätze anbieten. G-Star soll öffentlich machen, dass der Rückzug aus FFI/JKPL direkt mit dem Verhalten von FFI zusammenhängt.
  • G-Star muss FFI darüber transparent in Kenntnis setzen, dass eine Umsetzung des G-Star-Verhaltenskodex nur möglich ist, wenn die Vereinigungsfreiheit vollständig implementiert ist. Die Implementierung der Vereinigungsfreiheit beinhaltet, dass sich alle Gewerkschaften, die dies wünschen, in FFI/JKPL organisieren können und dass FFI/JKPL von jeglichen Aktivitäten Abstand nimmt, die dies erschweren oder verhindern könnten. Ganz praktisch bedeutet dies vor Ort, dass die Anklagen gegen GATWU, NTUI, Cividep, Munnade und die CCC Task Force Tamil Nadu fallen gelassen werden.Eine Erklärung zu veröffentlichen, die klarstellt, dass es mit der Erwartung von G-Star, wie das Recht auf Organisationsfreiheit implementiert wird, unvereinbar ist, wenn Arbeitsrechtsorganisationen dafür verklagt werden, weil sie Informationen über Arbeitsrechtsverletzungen bekannt machen.
  • Keine Sozialaudits in FFI durchzuführen, so lange GATWU, Cividep, Munnade und NTUI mit juristischen Schritten die Möglichkeit genommen wird, ihre Meinung in die Audits einzubringen.

Wichtige Links zur Aktion:

Hier findet Ihr G-Star in Eurer Nähe
Aktuelle Clean Clothes Campaigns
Dokumentation der Ereignisse im Fall FFI

Aufklärende Seiten zu den Missständen in der Textilproduktion:

Unsere eigene Übersichtsseite
Earthlink – Aktiv gegen Kinderarbeit
Südwind-Institut

Einkaufen dürft Ihr natürlich auch:

Bei uns (z.Zt. nur Vorbestellung der ABI-Shirts, ab Mitte Januar könnt Ihr dann auch einzelne Stücke bestellen)

In der Zwischenzeit: FairWear, True Fashion, Glore, Kuyichi, Machja

4 Kommentare zu “Morgen, 17.12.2007 Aktionstag vor G-Star-Läden”

  1. better » Blog Archive » CCC gegen FFI und G-Star erfolgreich

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