Bayer AG hält Vorreiterrolle in Nachhaltigkeit…

… sagt zumindest B.A.U.M. Geschäftsführer Maximilian Gege im Interview mit Utopia.

Liest man solche Aussagen von CSR-Profis, muss man sich wirklich fragen, ob deren Elfenbeinturm wohl nicht einmal Gucklöcher hat. Da reichen scheinbar ein paar Selbstverpflichtungserklärungen und eine Mitgliedschaft im Global Compact, um über ausbeuterische Kinder- Zwangs- und Sklavenarbeit, tausende Tote jährlich, massive Umweltverschmutzung und hoffnungslos verschuldete Kleinbauern hinwegzusehen?!

Ein kleiner Auszug aus dem Nachhaltigkeitsrepertoire von Bayer (Quelle: Coordination gegen Bayer-Gefahren):

“Nirgendwo sonst auf der Welt werden so viele Pestizide ausgebracht wie im Baumwoll-Gürtel von Andhra Pradesh. Es gibt Heere von professionellen SprüherInnen auf den Feldern, die rund um die Uhr Tag für Tag – ohne jeden Schutz – sprühen und beim Nachfüllen ihrer auf den Rücken geschnallten Behälter regelrecht in den Giften baden. Mit verheerenden Folgen: In der Hauptsaison behandeln die MedizinerInnen des Bezirkskrankenhauses täglich bis zu 50 Vergiftungsfälle.Noch dazu setzen sich viele der FarmerInnen in dem Glauben “Viel hilft viel” ganz umsonst einem solchen Gesundheitsrisiko aus, denn viel hilft es nicht. Die meisten Schad-Insekten und -Würmer sind nämlich längst immun gegen Monocrotophos. Etliche LandwirtInnen verloren deshalb ihre gesamte Ernte. 700 von ihnen haben sich im vergangenen Jahr umgebracht – “Sie tranken das Gift, das die Schädlinge nicht töten konnte” heißt es im Film.

Anand büßte zwei Drittel seiner Baumwoll-Erträge ein. Seit neuestem benutzt er deswegen noch zusätzlich BAYERs AVANT. Umgerechnet 70 Euro hat er dafür bezahlt. Da seine Baumwolle ihm durchschnittlich nur jährlich 100 Euro einbringt, hat er einen Teil seiner Ernte schon von vornherein an seinen Pestizid-Händler verpfänden müssen. Gerade mal zwei Säcke bleiben dem Bauern zum freien Verkauf auf dem Markt von Warangal noch übrig. Und in diesem Jahr bekommt er weniger als früher dafür. Die lange Dürre hat die Qualität beeinträchtigt. Zudem weitet sich der Anbau – nicht nur in Indien, sondern auch in Afrika – immer weiter aus, und diese Überproduktion drückt die Weltmarkt-Preise. Vor acht Jahren, als Anand ganz auf Baumwolle umstellte, war das noch nicht absehbar. Vom “weißen Gold” war damals viel die Rede, weil die Weltmarktpreise von Baumwolle weit über denen von Getreide oder Reis lagen. Aber das ist lange her.

Profitiert hat von dem Baumwoll-Boom nur einer: der den indischen Agrochemie-Markt zu 80 Prozent beherrschende Leverkusener Konzern. Er hat sich damit ein lukratives Absatz-Gebiet für seine in der Bundesrepublik und anderen Industrieländern aufgrund ihrer Gefährlichkeit längst verbotenen Alt-Pestizide erschlossen. Trotzdem stellt der zuständige BAYER/India-Manager, S. Venkata Pathi, das Unternehmen mit Unschuldsmiene zynisch als Getriebenen dar: “Der Markt zwingt uns dazu, weiterhin Monocrotophos, Finalphos und so weiter zu liefern. Die Nachfrage kommt von unseren Großhändlern. Das ist zwar eine Übergangslösung, denn wir produzieren sie nicht. Trotzdem müsssen wir uns nach dem Markt richten und unsere Händler beliefern”.

BAYER produziert Monocrotophos & Co. nicht selber, BAYER lässt sie unter katastrophalen Bedingungen von Vertragsfirmen produzieren, womit der Leverkusener Chemie-Multi sich aus der direkten Verantwortung stehlen will. Schrottreife Anlagen in der Industrie-Region von Vapi dienen als Fertigungsstätten. Durch die offenen Verschläge, die rostiges Wellblech an den Seiten notdürftig vor Regen-Einfall schützt, pfeift der Wind. Vor den Fabriken türmen sich Berge von Sondermüll. Mit bloßem Auge ist nicht zu erkennen, welches Werk stillgelegt und welches noch in Betrieb ist. Sie sehen alle gleich gespenstisch aus. Ein Chemie- Park als Geister-Stadt – die Wahrheit über die Marketing-Lügen von weltweiter “Verantwortung und ökologischer Vorsorge” Sozusagen “Responsible Care” (ein mit Copyright versehenes internationales PR-Programm der Chemie-Multis) auf indisch. “Ich habe die Erfahrung gemacht, dass BAYER oder AVENTIS hierher kommen, weil es soviel billiger ist, hier zu produzieren. Und das ist so, weil sie ihre Abwässer nicht klären und die Abfälle nicht entsorgen müssen”, empört sich Michael Mazgaonkar von der indischen Umweltschutz-Gruppe PSS. Ihre Schmutz-Fracht leiten die Firmen einfach in die kommunale Kläranlage.”

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Die tödlichen Bayerpestizide im Giftlexikon:
Monocrotophos (ehemaliger C-Kampfstoff, Nervengift, in EU verboten)
Aldicarb
Carbofuran

Ein Kommentar zu “Bayer AG hält Vorreiterrolle in Nachhaltigkeit…”

  1. Kredit und Finanzen

    Bayer muss wieder einmal zahlen…

    …und zwar diesmal ein Bußgeld von mehr als zehn Millionen Euro, die das Bundeskartellamt gegen den Chemie- und Pharmakonzern verhängt hat. Bayer scheint in den letzten Jahren nicht mehr aus den Negativschlagzeilen heraus zu kommen, wie es…

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